NENIO

Fine Dining im Japanviertel

Mein Freund und häufiger Lunch- & Dinner-Begleiter Björn aka. BJR Le Bouquet berichtet auf seinem Blog regelmäßig über seine Wein- und Food-Erlebnisse in Düsseldorf. Das möchte ich euch nicht vorenthalten. 

Heute: Sein Bericht über das NENIO. Hier hat sich Bastian Falkenroth mit einem ganz besonderen Gastronomie-Konzept niedergelassen. Es gibt keine Tische und es gibt keine umfangreiche Speisekarte – dafür erwarten den Gast ein festgelegtes Menü und ein langer Tresen rund um die offene Küche. 

Bastian Falkenroth aka. Mr.U. und jetzt eben auch noch Chef im NENIO hatte mich bereits mehrfach in seine neuen vier Wände eingeladen um diesen neuen Gourmet-Tempel auszuprobieren.

Ist das Ding wirklich so gut wie alle sagen? Im Folgenden findet ihr meinen “Kurzbericht”

Nach dem Eintreffen eskortierte uns Restaurantleiter und Sommelier Binali ins NENIO. Dezente Beschriftung mit Logo an der Türe deuten erstmal auf Understatement hin das sich innen fortsetzt. Klar, puristisch und ohne Schnörkel findet man ein “U” mit hohen Stühlen und tiefer Holzplatte vor. Basti und Sous Chefin Johanna Wille kümmerten sich derweil um die übrigen Gäste. Ich war die Tage schon auf einen Apero dort gewesen und wusste somit was mich erwartet. Inmitten des “U” findet sich die offene Cooking-Station wieder, die recht klein wirkt, aber scheinbar mit wenigen Handgriffen vollen Spielraum erlaubt. Das Menü findet jeder Gast in Form einer anthrazit/schwarzen DINA6 Karte vor sich – neben kleiner Gabel und Klappmesser. Sehr cool!

7-Gänge. 3 “Grüße aus der Küche”. Weinbegleitung. Let the show begin.

Aus der Ecke grinste mich schon beim betreten der Taittinger Kühler an. So starteten wir mit einem Glas 2006 Comtes de Champagne (OFFEN) und dem ersten Appetithappen.

Nenio

Austern. Gereifte Sojasoße
Die Auster schlichtweg genial, die mit Tapioka angereicherte Sojasoße die perfekte Ergänzung und mit dem zwar noch jungen, aber schon sehr lebendigen Comtes ein klasse Starter.

Tandoori-Chicken. Mais. Joghurt.
Ein MINI-Wrap mit Geschmacksexplosion. Das Chicken gibt den Ton an, Joghurt und knuspriger Mais ergänzen sich super. Nice!

Speck & Asche
Ei Ei Ei das brauch man zuhause! Ein ofenfrisches Sauerteigbrot im Speckmantel, dazu schwarze Butter, die mit Rauchöl angereichert ist. Die rauchigen Speckaromen vereinen sich mit der Asche-Butter zu einem Duett aus Raucharomen – genial zum Brot.

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Geräucherter Fisch. Forelle & Aal. Brunnenkresse
Wein: Belle ou Bete 2014 Silvaner, Bettenheimer, Rheinhessen
Mein Problem bei diesem Gang: die Latte liegt danach verdammt hoch. Auf dem Teller ein “Teich” aus Forellencreme, die so dezent und fein nach Forelle schmeckt, das man baden gehen möchte. Die darüber zu einem Ballen schockgefrorene und dann auf der Forellencreme geriebene Brunnenkresse verleiht eine fantastische Moosoptik. Darüber ein Meer aus Blüten und schön portionierter geräucherter Aal. Optisch der Wahnsinn, geschmacklich same same. Lecko Fanni ist das gut! Der Silvaner macht seine Sache dazu gut. Limitiert auf nur wenige Flaschen, frisch, puristisch und unkompliziert.

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Rote Garnele. Pink Grapefruit. Ceviche
Wein: Bical & Arinto 2015 – Filipa Pato.
Die roten Garnelen aus Südamerika sind nur kurz angekocht und haben damit eine fast rohe Konsistenz – mit Majo. Sexy! Die Ceviche mit der pinken Grapefruit ist im ersten Moment angenehm süß und schlägt dann beim kauen durch die Grapefruit ins bittere um. Coole Idee, die das Geschmackserlebnis noch vielseitiger macht. Das übergeträufelte Chili-Öl ergänzt das ganze mit ein wenig “Pepp” und rundet es super ab. Eine Explsion gabs dann als ich die Garnele mit der Ceviche und Zitronenverbene zusammen aß – ein riesiger Geschmacks-Peak! Bin fast vom Stuhl aufgesprungen! Der dazu gereichte Weisswein passt sehr gut: sehr aromatisch, voller Körper, erinnert mich an Riesling. Kommt sehr schön zu der “süßen Bitterkeit” des Gerichts.

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Rochenflügel. Safran – Dashi. Eiszapfen
Wein: Riesling “2” 2013 von Danner
High-End der Rochenflügel. Dazu den “Kaviar des Landes” und ein wunderbar frischer Gemüsegarten, kurz angekocht mit schönem Biss. Das Dashi nimmt den Rochen an die Hand und dominiert fein aber bestimmend. Die Karotten und Co. sind die perfekte Ergänzung. I Like! Der Danner Riesling kommt mit Pfirsich und Aprikose, einer Wucht von Mineralität und gutem Trinkflow. Riesling geht ja bekanntlich immer…
Wir legten nun eine kurze Pause ein. Da Riesling immer geht gab es von Basti etwas ganz ganz ganz feines. 11er Scharzhofberg von Egon Müller. Limo-Level 9999. Muss man nichts zu sagen. Danke, Basti!

Australischer Trüffel. Erbse & Kartoffel
Wein: 2006 Vire-Clesse aus dem Burgund – Natural Wine
Dieser Gang ist so gesehen eine Hommage an die Kartoffel und die Erbse. Beides gibt es in pürierter, zubereiteter Form. Die Erbsen sorgen dabei für eine dominante Basis mit Kalbs-Jus. Die pürierte Kartoffel ergänzt mit ihrer Konsistenz genial, rohe Erbsenschalen und “Chips” sorgen für den gewissen “Crunch-Effekt” als Pendant zum Pürierten. Der Trüffel ist einfach outstanding und führt dem Ganzen eine herrliche Eleganz zu. Der Wein, ich bin kein großer Freund und Fan von Naturweinen, diesem muss man aber lassen. Er hat Trinkflow, er ist zwar auch “special” in der Nase, am Gaumen aber wirklich angenehm und ein interessantes Pairing. Der Scharzhofberg wird noch besser…

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Bäckchen & Bries. Geräucherte Sojasauce. Süsskartoffel
Wein: Domaine Leon Barral 2012 Faugéres
Hommage á Robert 1.-13 – le raisin & l’ange – Natural Wine
Braucht man eigentlich nicht viel zu sagen: Butterweiches Bäckchen, super feines Bries. In der Sojasauce super elegant und spannend. Die Süße der Süßkartoffel kommt perfekt zur geräucherten Sojasauce und lässt keinen der Geschmäcker dominieren. Die Crunchie Süßkartoffeln sorgen wieder für die abwechslungsreiche Konsistenz-Variation am Gaumen. WOW!
Beim Natural Wein ergibt sich ein ähnliches Bild wie beim vorherigen Gang. Der Leon Barral ist voller dunkler Frucht, schöne Mineralität, voller Körper, schöne Tanninstruktur, angenehme Länge. Passt super zur geräucherten Sojasauce.

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Blue Cheese. Weisse Schokolade. Obst
Wein: 2 schwarze Gläser…
Dieses Dessert ist eigentlich zu schade um es in Worte zu fassen. Ein Obstgarten aus frischen Erdbeeren, Mango und Co. Dazu schockgefrorene Obstkomponenten UND Blue Cheese – ich liebe Blue Cheese – in verschiedenen Varianten und “Aggregatzuständen”. Fest, Cremig, Trocken. Geil! Probieren!
Als wir den dazu gereichten Wein probierten – in schwarzen Gläsern – wurde es funny. Ich hätte Geld auf Verdejo gesetzt, kein Wein den ich unbedingt brauche. Der Wein war nicht so unbedingt mein Fall, was die Sache aber nicht uninteressanter machte. Schlussendlich war es ein Riesling als natural Wine. Nie gesehen, nie getrunken. Können wir ja lange raten…
Nach getaner Arbeit setzten wir – Basti, Binali, Timo u ich – uns noch raus, genossen ein paar süße selbstgemachte Leckereien und einen Willi Schäfer 2014 Graacher Himmelreich mit Druck und übergutem Trinkflow. Yumm!

Fazit: Das NENIO ist anders. Es ist kein “normales” Dinner. Es ist eine Show.
Im NENIO fühlt man sich von der ersten Sekunde an wohl, willkommen und gut aufgehoben. Der permanente Austausch mit Basti und Johanna ist sehr angenehm und lehrreich – die Herkunft der einzelnen Zutaten, die Zubereitung, Garzeit, Temperaturen und und und. Die Qualität der Produkte ist herausragend. Frisch, nachhaltig, intensiv. Die Komposition des alle 7 Wochen wechselnden Menüs ist super durchdacht, komplex, vielseitig – wie eine Reise durch die Welt der Geschmäcker. Jeder Gang birgt neue Ideen, Variationen und Überraschungen die für WOW-Effekte sorgen. Es war uns eine Freude. Danke an Basti, Johanna und Binali!
Gemessen an Alpers Ratingsystem von In 365 Tagen kulinarisch um die Welt erhält das NENIO von mir 16,34 Punkte.*

(*Nur zur Erinnerung. Die Average setzt sich zu 75% aus Essen, 10% Service und 15% Ambiente zusammen (Höchstnote 20). 10 Durchschnittspunkte entspricht dem guten “Italiener” um die Ecke. 16 Punkte ca. 1 Michelinstern, 17 Punkte 1-2 Sternen, 18 in etwas 2 Sternen, 19 drei Sternen und 20 mindestens drei Sterne.”)


Mehr über das NENIO findet ihr auf der Website, bei facebook oder auf yelp.
Mehr von Björn gibt es auf seinem Blog. Up to date bleibt ihr auf seiner facebook Seite.