Peter Franzen im Gespräch über die Zukunft von FRANZEN auf der Kö

Der schönste Shop auf der Königsallee hat eine sehr bewegte Geschichte! Geschäftsführer Peter Franzen hat mir viel über die Vergangenheit, aber vor allem die Gegenwart und Zukunft dieses einzigartigen Concept Stores erzählt.

Peter Franzen | Interview mit Peter Franzen | Magazin | Mr. Düsseldorf

Peter Franzen, Sie führen mittlerweile in 4. Generation das Traditionshaus FRANZEN auf der Königsallee. Welches ist das spannendste Kapitel der langjährigen Unternehmensgeschichte?

Für die Beantwortung dieser Frage ein einzelnes „Kapitel“ hervorzuheben, würde der Geschichte unseres Unternehmens nicht gerecht werden: Von Anfang an war FRANZEN ein Unternehmen im Wandel, das die meiste Zeit sogar seiner Zeit voraus war. Davon zeugen die zahllosen Umbauten. Ich habe alleine schon während meiner 10 bzw. 21 Jahre, die ich nun im Unternehmen aktiv bin (angefangen im Alter von 14 im Lager…), unzählige Highlights erlebt, beispielsweise unser Jubiläum „100 Jahre FRANZEN an der Kö“ im Jahr 2011.

Hand auf’s Herz: Sie sind quasi im FRANZEN Store aufgewachsen, ist Ihnen schon einmal ein kleines Missgeschick passiert? Gab es eine zerbrochene Vase?

Na klar, das bleibt nicht aus. Ich habe aber – so erzählen es zumindest meine Eltern – schon als Baby meinen Brei aus einem Streublümchen-Schälchen von Meissen gelöffelt, insofern habe ich scheinbar ein gewisses Feeling entwickelt, die „Missgeschicke“ passieren mir selten. Gott sei Dank!

Aus der Tradition heraus gewachsen – wie hat sich FRANZEN zu einem modernen Concept Store entwickelt?

Im 19. Jahrhundert war nicht die gehobene Tischkultur, also Porzellan und Trinkglas, das Thema, sondern eher damals unabdingbare „Haushaltsgegenstände“ wie Waschschüsseln, Nachttöpfe etc. Die aber natürlich in „schön“.

Jede Generation hat dann das Sortiment weiterentwickelt und an die jeweilige Zeit angepasst. So. z.B. mein Vater, der vor annähernd 50 Jahren aus den USA die Idee mitbrachte, auch Besteck in einem klassischen Porzellanfachgeschäft zu verkaufen. Damals völlig neu – Besteck kaufte man beim Juwelier – heute ist das mehr oder weniger Standard, weltweit.
In den letzten 20 Jahren kamen weitere Neuerungen dazu, von der Küchenabteilung über FRANZEN-Juwelier bis hin zu unserer Papeterie- und Schreibgeräteabteilung.

Meine Schwester Steffi und ich, die das Unternehmen nun seit 2 Jahren in 4. Generation, gemeinsam mit unserem Onkel Claus und meiner Mutter Marietta führen, haben nun die Aufgabe, nicht nur das Sortiment, sondern das gesamte Unternehmen, an die heutige, extrem schnelllebige und zunehmend digitalisierte Zeit anzupassen. Dabei entstand die Idee, FRANZEN von einem klassischen GPK-Fachgeschäft zu einem modernen „Lifestyle Concept Store“ zu entwickeln, in dem der Kunde/ Gast weit mehr findet, als nur Glas, Porzellan und Besteck: seien es nun hochwertige Uhren oder Schmuck, ein schönes Schreibgerät, trendige Wohnaccessoires oder einfach „das perfekte Geschenk“.

FRANZEN liegt an der besten Adresse Düsseldorfs. Hat der Standort Königsallee nur Vorteile oder gibt es auch Nachteile? Was macht die KÖ Ihrer Meinung nach so besonders?

Wir haben das Glück, das unser Geschäft nicht nur an einer der berühmtesten, sondern auch einer der schönsten Einkaufsstraßen weltweit liegt, an unserer geliebten Königsallee. Eine derartige Ansammlung hochwertiger Luxusmarken gibt es nicht mehr oft. Der Kö-Graben, das Grün der vielen Bäume und der breite Bürgersteig machen die Kö weltweit annährend einzigartig.

Ich persönlich finde es unglaublich traurig, dass es nur noch so wenige familiengeführte Unternehmen auf der bzw. um die Kö gibt; Wirschke, Blome, Heinemann und Barbara Frères, dann wird die Luft auch schon langsam dünn. Aber das ist einfach der heutigen Zeit geschuldet, Einzelhandel ist ein zunehmend schweres Business, der Preisdruck durch den Onlinehandel ist enorm und als stationärer Händler braucht man einfach eine gewisse Marge, um Personal, Wareneinsatz und Miete zu bezahlen. Viele Kunden ignorieren das, lassen sich im stationären Handel beraten und kaufen dann irgendwo im Internet, weil es dort ein paar Euro billiger ist.
Dazu steigen ständig die Mieten. Das alles macht es für private Unternehmer immer schwieriger. Diese Entwicklung macht natürlich gerade vor Straßen wie der Kö keinen Halt.

Was hat sich über die vielen Jahre am stärksten verändert in Bezug Ihr Geschäft?

Wie erwähnt, FRANZEN war schon immer stetig im Wandel. Die zunehmende Digitalisierung der vergangenen Jahre hat aber ohne Zweifel die größten Auswirkungen mit sich gebracht. Viele Themen, die in der heutigen Zeit geradezu selbstverständlich sind, können nur mit enormen Zeit-, Geld- und Kraftaufwand umgesetzt werden, bspw. die Einführung eines Warenwirtschaftssystems oder der Aufbau eines (funktionierenden!) Onlineshops. Beides sind aber Dinge, die für uns heute unabdingbar sind, ohne die das Unternehmen heute nicht mehr existieren könnte. Vor 10-15 Jahren dachte man an diese Dinge noch gar nicht.

Welche Materialien und Farben sind derzeit gefragt?

Natürliche Materialien, sanfte Farben. Pastelltöne, wie fast immer zum Frühjahr.

Was haben die Interieur Messen für das Jahr 2019 hervorgebracht? Welche sind Ihre Trend-Highlights? Die must-haves für die Zukunft?

Wir besuchen viele Messen, auf denen Dinge, die für uns interessant sein könnten, präsentiert werden (u.a. Paris, Frankfurt, Basel, Genf, Mailand, Vincenza). Dort verschaffen wir uns einen Überblick – bei bewährten aber auch neuen Firmen. Manchmal werden wir auch von unseren Mitarbeitern auf etwas Interessantes hingewiesen, dass wir dann natürlich ansehen. 

Des Öfteren werden wir auch von uns bekannten Firmen mit anderen Kollektionen, die den neuesten Trends entsprechen, überrascht. So war es im Januar in Paris bei l’Objet, ein amerikanisches Unternehmen, das in Portugal fertigt; sie hatten eine tolle, neue Keramikkollektion, die uns alle sofort begeistert hat und die wir dann auch eingekauft haben.

Generell geht der Trend zu natürlichen Materialen und Farben weiter. Es wird wieder viel Wert auf „Zuhause“ gelegt. Dazu gehören sicherlich gute Gläser für Trendgetränke wie Gin Tonic oder auch einfach nur schlichte, schöne Weingläser. … Aber auch Duftkerzen, große Windlichter für „Draußen“ oder Gartengrille sind momentan sehr begehrt.

Was mögen Sie persönlich lieber, Meissen oder doch moderne Accessoires?

Mir persönlich gefällt die Kombination aus „Trend & Tradition“ sehr gut. So ist z.B. unsere Wohnung sehr modern eingerichtet; dort stehen aber auch einige antike Holzmöbel, die sich perfekt einfügen.

Insofern mag ich beides gerne, das klassische Meissen-Accessoire, bspw. die Figur „Landkartenverkäufer“, die wir anlässlich von „100 Jahre FRANZEN an der Kö“ 2011 mit einem Bild vom Kö-Graben angeboten haben. Aber auch das moderne Meissen oder zum Beispiel die moderne Edelstahl-Schale von Georg Jensen hat absolut ihren Reiz.

Mehr zum FRANZEN Store findet ihr unter meinen Lieblingsläden.

FRANZEN | Königsallee 42 | 40212 Düsseldorf | 0211 130 780 | www.franzen.de